Sprachrohr für die ältere Generation
24.11.2010

Es gibt viele Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren und damit etwas Sinnvolles für andere und sich selbst zu tun. Je nach persönlichen Interessen, Fähigkeiten und Lebenserfahrungen können sich Freiwillige in entsprechende Einsatzbereiche einbringen. Die Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement möchte aus der Vielzahl von Betätigungsmöglichkeiten verschiedene Engagementfelder vorstellen und zu neuem Engagement anregen.


Sprachrohr für die ältere Generation
Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis (2):
Freiwillig Engagierte kümmern sich in ihrer Gemeinde um die Belange von Senioren

"Wenn man von etwas
überzeugt ist,
kann man auch etwas bewegen."


 

Helmut Hafner,
ehrenamtlicher,
Seniorenbeauftragter der
Gemeinde Johannesberg


Zunehmend wird erkannt, dass eine Einbindung älterer Menschen und damit eine aktive Beteiligung von Senioren in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unerlässlich ist. Viele Gemeinden im Landkreis Aschaffenburg setzen sich seit langem intensiv mit diesem Thema auseinander und haben Personen dazu benannt, sich als haupt- oder ehrenamtliche Beauftragte für die Interessen von Senioren einzusetzen. Kommunale Seniorenbeauftragte sind zum einen Ansprechpartner für alle älteren Bürgerinnen und Bürger, zum anderen fungieren sie gleichzeitig als Schnittstelle zwischen einer Gemeinde und ihren Bürgern. Der Einsatz von Seniorenbeauftragten ermöglicht es, die Teilhabe und Interessenvertretung von Senioren vor Ort nachhaltig zu sichern.

Je nachdem, wie stark Seniorenbeauftragte in die Gemeinden eingebunden sind, können sie sehr unterschiedliche Aufgabenbereiche haben. Im Vordergrund stehen zunächst die Information und Beratung von Senioren sowie die Weitervermittlung an entsprechende Fachstellen und Einrichtungen. Darüber hinaus ergeben sich Aufgaben wie z.B. die Schilderung von Problemen an den jeweiligen Bürgermeister und Gemeinderat, die Umsetzung von Angeboten für ältere Menschen, die Mitwirkung an Konzepten zu seniorenrelevanten Themen oder auch die Hilfestellung für Einzelpersonen bei der Beantragung verschiedener Leistungen. Das Aufgabenspektrum ist sehr vielfältig.

In der Gemeinde Johannesberg wurde vor sechs Jahren im Zusammenhang mit der Gründung des Arbeitskreises „Soziales-Senioren“ Helmut Hafner zum ehrenamtlichen Seniorenbeauftragten und Vorsitzendem des Arbeitskreises benannt. Ziel war es, in der Gemeinde aktiv etwas für Senioren zu tun. „Ein Seniorenbeauftragter nimmt unterschiedliche Aufgaben wahr: er kümmert sich um alles, was mit Senioren zu tun hat, er engagiert sich in Arbeitskreisen, nimmt an Gemeindesitzungen teil, berät und informiert Senioren“, so Helmut Hafner.

Seit der Gründung des Arbeitskreises „Soziales-Senioren“ hat sich einiges bewegt: Aus dem Arbeitskreis und damit unter Mitwirkung von Helmut Hafner sind verschiedene Projekte entstanden. 2005 gründete sich ein Arbeitskreis, der sich die Erstellung eines Konzepts für eine Nachbarschaftshilfe zum Ziel setzte. Daraus bildete sich 2006 die „Lebensbrücke“ als organisierte Nachbarschaftshilfe der Gemeinde Johannesberg heraus. Unter der Koordination von Gertrud Kraus und Sabine Hansen können seither für Senioren, Familien, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche, pflegende Angehörige oder Menschen mit Behinderung verschiedene unterstützende Hilfen angeboten werden: Fahrdienste, Gespräche, Betreuung von Kindern oder Senioren, Spaziergänge, Begleitungen zu Ärzten oder Behörden, Einkäufe und vieles mehr.

In einer weiteren Arbeitsgemeinschaft beschäftigte man sich im gleichen Jahr mit der Planung und Vorbereitung eines Senioren-Treffs. Nachdem die vom St. Johannesverein zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten renoviert und mithilfe von gespendeten Möbeln wohnlich eingerichtet worden waren, konnte der Senioren-Treff im Frühjahr 2007 eröffnet werden. Seither sind einmal wöchentlich, immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr, alle Seniorinnen und Senioren aus Johannesberg eingeladen, am Senioren-Treff teilzunehmen. Und das Angebot wird gerne wahrgenommen. „Die Senioren sind begeistert und kommen immer wieder gerne, um in gemütlicher Runde und bei Kaffee, Tee sowie selbstgebackenem Kuchen beisammen zu sein“, so Helmut Hafner. 16 ehrenamtliche Helfer, aufgeteilt in acht Zweierteams, übernehmen wöchentlich wechselnd die Organisation und Durchführung des Senioren-Treffs. Dazu gehört es auch, ältere Menschen, die selbst nicht mehr so mobil sind, von zuhause abzuholen und anschließend wieder nach Hause zu fahren. 

Ein weiteres durch den Arbeitskreis „Soziales-Senioren“ angestoßenes Projekt, zu dessen Umsetzung man sich daraufhin in der Gemeinde Johannesberg entschloss, ist das Projekt „Notinsel“. An der Realisierung dieses Kinderschutzprojektes, bei dem es für Kinder in jeder Notlage mit dem „Notinsel“-Logo gekennzeichnete Anlaufstellen gibt, sind mittlerweile über 20 Geschäfte und Gastronomie-Einrichtungen aus der Gemeinde Johannesberg beteiligt.

Darüber hinaus beschäftigen sich Helmut Hafner und weitere engagierte Mitstreiter aus dem Bereich der Seniorenarbeit seit über zwei Jahren intensiv mit der Arbeit an einem Konzept für eine Tagespflegestätte für die Gemeinden Johannesberg und Glattbach. Verschiedene Treffen mit Vertretern aus beiden Gemeinden,  Besprechungen mit Fachleuten, Besichtigungen von bereits bestehenden Einrichtungen in der Umgebung sowie gestellte Anträge an die Gemeinden haben bewirkt, dass man sich seither nachdrücklich mit der Planung und Umsetzung einer Tagespflegestätte auseinandersetzt.

Der 70-jährige Helmut Hafner, der 33 Jahre als Gewerkschaftssekretär und davon die letzten 20 Jahre in Aschaffenburg tätig war, wollte sich auch nach seiner Berufstätigkeit gerne sozial engagieren. „Soziales hat mich schon immer interessiert. Und wenn man selbst älter wird, macht man sich Gedanken und möchte sich insbesondere für Senioren einsetzen.“ Der Rentner sieht sich selbst als Anstoßgeber und betont, dass er nur „einer von Vielen“ ist. „Nur in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Pfarr- bzw. Kirchengemeinden und den vielen freiwillig Engagierten konnten wir in Johannesberg so viel bewegen.“

Den zeitlichen Aufwand seiner ehrenamtlichen Tätigkeit hält Helmut Hafner für eher gering. „Das ist gar nicht so viel. Nur in der Aufbauphase, da war es viel Arbeit und der zeitliche Aufwand groß.“

Als Seniorenbeauftragter und aktiver Nachbarschaftshelfer hat er unterschiedliche Einsatzzeiten – je nach Anliegen und Hilfebedarf richtet sich der entsprechende zeitliche Umfang. Das ehrenamtliche Engagement im Senioren-Treff dagegen ist genau in einem Einsatzplan festgelegt: alle acht Wochen ist er gemeinsam mit einer weiteren Ehrenamtlichen für die Betreuung der Senioren eingeteilt.

Einen Ausgleich zu seinen ehrenamtlichen Einsätzen findet Helmut Hafner im Zusammensein mit seiner Familie, vor allem mit seiner Frau und seinen Enkeln, beim Lesen, gelegentlichen Zeichnen oder bei der Gartenarbeit. Aber auch die ehrenamtliche Tätigkeit ist für Helmut Hafner eine große Bereicherung:  „Aus der ehrenamtlichen Betätigung nimmt man eine gewisse Befriedigung mit, dass man etwas Sinnvolles tun kann. Außerdem macht es Spaß, sich zu engagieren.“

Personen, die sich mit dem Gedanken tragen, sich für Senioren einzusetzen, rät Helmut Hafner, Initiative zu ergreifen und sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, ergänzt Helmut Hafner. Unterstützung erhalten die kommunalen Seniorenbeauftragten oder Mitglieder aus Seniorenbeiräten sowohl durch ihre jeweilige Gemeinde als auch auf Landkreisebene von Lothar Blatt, dem Seniorenberater des Landkreises Aschaffenburg,  sowie von Christiane Weber, Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement. So wird beispielsweise zweimal jährlich ein Informations- und Austauschtreffen angeboten, das durch ein Referat zu einem von den Seniorenbeauftragten gewünschten Thema ergänzt wird.

Für Helmut Hafner steht fest, dass bürgerschaftliches Engagement in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden wird. Er hofft, dass sich zukünftig immer mehr Menschen freiwillig engagieren werden. „ In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wird Nachwuchs benötigt. Man ist froh, um jeden Helfer und auch wenn es nur jemand ist, der sich nur unregelmäßig engagieren kann.“

Auch in Johannesberg werden aktuell weitere ehrenamtliche Helfer gesucht, die das bestehende Team der Nachbarschaftshilfe oder des Senioren-Treffs unterstützen möchten.

 
Christiane Weber,
Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement, Landratsamt Aschaffenburg


Fortsetzung der Serie (Teil 3 /4):

Hilfe in den schwersten Stunden
Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis (3):
Freiwillig Engagierte begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige


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