Auf gute Nachbarschaft
24.11.2010

Es gibt viele Möglichkeiten, sich freiwillig zu engagieren und damit etwas Sinnvolles für andere und sich selbst zu tun. Je nach persönlichen Interessen, Fähigkeiten und Lebenserfahrungen können sich Freiwillige in entsprechende Einsatzbereiche einbringen. Die Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement möchte aus der Vielzahl von Betätigungsmöglichkeiten verschiedene Engagementfelder vorstellen und zu neuem Engagement anregen.


Auf gute Nachbarschaft
Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis (4):
Freiwillig Engagierte sorgen für eine lebendige Nachbarschaft



Die Nachbarschaftshilfegruppe Vis-a-vis, Haibach










































(1. Reihe, Mitte: Heidrun Schmitt und Doris Brönner)




Der Landkreis Aschaffenburg zeichnet sich durch ein flächendeckendes Netz von Nachbarschaftshilfen aus. Bereits in 28 der 32 Gemeinden existiert eine organisierte Nachbarschaftshilfe. Über 400 ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer sind landkreisweit im Einsatz, um ihre Mitmenschen mit alltagspraktischen Hilfsangeboten zu unterstützen. Die Nachbarschaftshilfen leisten damit einen wichtigen Beitrag, die Gemeinden lebenswerter zu machen.

2008 gründete sich in Haibach die Nachbarschaftshilfegruppe „Vis-à-vis“ unter Trägerschaft der katholischen Pfarrgemeinde und mit Unterstützung der Gemeinde Haibach. Die Leitung und Koordination der Nachbarschaftshilfe haben Doris Brönner und Heidrun Schmitt übernommen, die sich selbst als aktive Nachbarschaftshelferinnen engagieren. Die beiden Koordinatorinnen sind ein eingeschworenes Team. „Wir machen alles zusammen und stehen ständig in Kontakt“ bestätigen Doris Brönner und Heidrun Schmitt.

Doris Brönner engagiert sich seit ihrer Jugend freiwillig. Ob in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), als Mitglied im Pfarrgemeinderat und Elternbeirat oder als Helferin im Krankenhaus- und Senioren-heimbesuchsdienst – sie ist schon immer aktiv. „Ich bin in das Ehrenamt hineingewachsen, und eine funktionierende Nachbarschaft gab es bei uns schon immer“, so Doris Brönner. Auch Heidrun Schmitt, die von 2000 bis 2006 als Bürgermeisterin der Gemeinde Haibach aktiv war, möchte sich nun durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit weiter einbringen. Ob durch ehrenamtliche oder berufliche Erfahrungen – beide Frauen haben festgestellt, dass die bestehenden Hilfsangebote und sozialen Dienstleistungen nicht ausreichen bzw. nicht alle Hilfebedarfe abdecken können. „Oft fehlen auch Angehörige oder haben aufgrund ihrer Berufstätigkeit nur bedingt Zeit“, ergänzt Heidrun Schmitt.

Nachdem der Bedarf an einer organisierten Nachbarschaftshilfe erkannt und 2006 die Idee zur Haibacher Nachbarschaftshilfe entstanden war, begann mit Unterstützung des Fachdienstes Gemeindecaritas unter Einbe-ziehung aller Beteiligten der intensive Aufbau der Nachbarschaftshilfegruppe „Vis-à-vis“ sowie die Suche nach freiwilligen Helfern. Heute hat die Nachbarschaftshilfe 17 ehrenamtliche Helfer: davon 15 Frauen und zwei Männer.

Die Hilfsangebote der Nachbarschaftshilfe richten sich an hilfsbedürftige Personen jeden Alters, z.B. an Senioren, Familien, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung, pflegende Angehörige oder auch kranke Menschen. Unterstützung erhalten die Hilfesuchenden in Form von verschiedenen Hilfsangeboten, wie z.B. Gesprächen, Fahrdiensten, Spaziergängen, Kinderbetreuung, Begleitungen zu Ärzten, Behörden oder Einkäufen sowie Urlaubsdiensten. „Die Unterstützung richtet sich immer nach den individuellen Bedürfnissen und den Personen, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten“, betonen die beiden Ansprechpartnerinnen der Nachbarschaftshilfe, Doris Brönner und Heidrun Schmitt. So unterstützt „Vis-à-vis“ Bürgerinnen und Bürger, die sich z.B. infolge einer Krankheit, einem Unfall oder aufgrund fehlender Angehöriger selbst nicht mehr ausreichend versorgen können. Die Nachbarschaftshilfegruppe möchte auch Angehörige unterstützen, die sich um die Pflege von Familienangehörigen kümmern. „Uns ging es vor allem auch darum, die Angehörigen von zu pflegenden Personen zu entlasten.“ Alle Angebote der Nachbarschaftshilfe stehen nicht in Konkurrenz zu Anbietern sozialer Dienstleistungen (wie z.B. Sozialstationen oder Pflegeheimen), sondern sind lediglich pflegeergänzend und alltagsunterstützend angelegt.

Die Nachbarschaftshilfe „Vis-à-vis“ wird aktiv, wenn sich Hilfesuchende im Rathaus oder Pfarrbüro der Gemeinde Haibach melden. In einem persönlichen Gespräch klären die beiden Koordinatorinnen Doris Brönner und Heidrun Schmitt den jeweiligen Hilfebedarf ab und wählen dementsprechend eine Nachbarschaftshelferin bzw. einen Nachbarschaftshelfer aus. Die Nachbarschaftshelfer vereinbaren anschließend direkt mit den Hilfesuchenden ein erstes Treffen, und die praktische Unterstützung kann beginnen.

Der zeitliche Umfang, den Nachbarschaftshelfer aufwenden, ist begrenzt. „Wir haben ein Limit von zwei Stunden pro Woche gesetzt. Diese klare Abgrenzung ist wichtig, denn die Nachbarschaftshelfer sollen nicht ausgenutzt werden“, so Doris Brönner.

Ihren Nachbarschaftshelfern bietet die Nachbarschaftshilfegruppe eine Einführung, regelmäßigen Austausch und Begleitung, verschiedene Fortbildungsangebote, Versicherungsschutz und eine Auslagenerstattung (z.B. für anfallende Fahrtkosten). Als Nachbarschaftshelfer kann sich jeder engagieren, der sich gerne einbringen und etwas freie Zeit schenken möchte. „Einfach nur menschlich sein, Zeit haben und zuhören können“, nennen Doris Brönner und Heidrun Schmitt als Anforderungen an Interessierte. Einzige und wichtigste Voraussetzung ist Verschwiegenheit, denn die Nachbarschaftshilfe unterliegt zum Schutz der Hilfesuchenden der Schweigepflicht.

Nachbarschaftshelfer engagieren sich aufgrund unterschiedlicher Motivationen. Das Einbringen von persönlichen Erfahrungen, das Erleben von Gemeinschaft und Zugehörigkeit sowie das Gefühl, etwas Sinnvolles in der eigenen Gemeinde zu tun, lässt viele freiwillige Helfer aktiv werden. Auch für Doris Brönner und Heidrun Schmitt hat die ehrenamtliche Tätigkeit eine große Bedeutung. „Unsere ehrenamtliche Arbeit beruht auf Gegenseitigkeit: wir geben etwas und bekommen auch etwas zurück.“ Beide beschreiben es als eine gewisse Zufriedenheit und Dankbarkeit, dass sie helfen können und „zurückgeben können, wo das Leben es gut mit uns gemeint hat.“ Auch die Begegnungen mit den verschiedenen Hilfesuchenden erleben Sie als etwas Wertvolles: „Oft entwickelt sich zwischen Hilfeanbietendem und Hilfesuchendem ein nettes Verhältnis, fast eine Art Freundschaft.“ Einen Ausgleich zu ihrem ehrenamtlichen Engagement finden Sie in Gesprächen innerhalb der Nachbarschaftshilfegruppe, in der freien Zeit mit ihren Familien, beim Lesen oder sportlicher Betätigung.

Unterstützt werden die Nachbarschaftshilfen im Landkreis Aschaffenburg durch Burkhard Oberle, Fachdienst Gemeindecaritas, und Christiane Weber, Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement.
Im Rahmen des „Fortbildungskalenders für Nachbarschaftshilfen“ wird einmal monatlich eine Fortbildungsveranstaltung zu verschiedenen, für Nachbarschaftshelfer relevanten Themen angeboten. Darüber hinaus findet einmal jährlich ein Treffen aller Ansprechpartner bzw. Koordinatoren der Nachbarschaftshilfen statt, bei dem aktuelle Informationen bekannt gegeben und Möglichkeiten zum Austausch angeboten werden.

Doris Brönner und Heidrun Schmitt messen dem freiwilligen Engagement insgesamt eine wichtige Bedeutung bei: „Ohne ehrenamtlich Aktive wird unsere Gesellschaft in Zukunft nicht mehr funktionieren. Und auch eine Gemeinde lebt von ihren Ehrenamtlichen. Man kann nur hoffen, dass sich zukünftig viele junge Menschen finden, die sich freiwillig engagieren.“

Die Nachbarschaftshilfe „Vis-à-vis“ sucht weiterhin freiwillige Helfer jeden Alters, die sich und ihre individuellen Fähigkeiten gerne im Rahmen der Nachbarschaftshilfe einbringen möchten. Interessierte Personen können mit einer ehrenamtlichen Mitarbeit ihre freie Zeit sinnvoll gestalten, in einem Team etwas für andere und für sich selbst tun sowie neue Erfahrungen sammeln.

Wer sich allgemein über die Nachbarschaftshilfen im Landkreis Aschaffenburg oder insbesondere in der eigenen Gemeinde informieren, sich für die verschiedenen Veranstaltungen interessiert oder im Rahmen der Nachbarschaftshilfe selbst ehrenamtlich aktiv werden möchte, kann sich an Burkhard Oberle, Fachdienst Gemeindecaritas (Tel. 06021 / 392-230) oder an Christiane Weber, Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement (Tel. 06021 / 394-321) wenden.

Christiane Weber,
Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement, Landratsamt Aschaffenburg





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