Ereignisreicher Aktionszeitraum zum Weltfrauentag
Rund um den Weltfrauentag am 8. März fanden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Aktionen statt, um bereits erkämpfte Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter zu würdigen sowie auf weiterhin bestehende Missstände aufmerksam zu machen. Die Gleichstellungsstelle im Landratsamt Aschaffenburg hatte für den Zeitraum einen Veranstaltungskalender unter www.gleichstellungsstelle-ab.de gepflegt, in dem sich Veranstaltungen verschiedener Organisationen fanden sowie auch eigens initiierte Aktionen.
Dank der Vielfalt der Aktionen konnte ein breites Publikum angesprochen werden. Bereits im Februar wurde in Mömbris die siebte „rote Bank“ im Landkreis Aschaffenburg aufgestellt, die auf das Thema der Gewalt gegen Frauen aufmerksam macht - insbesondere auf Hilfsangebote in der Region. Im März fand beispielsweise auch der von ZONTA Aschaffenburg ausgeschriebene Kunstwettbewerb „PowerFrauenPower“ statt, in dessen Rahmen es unter anderem eine Vernissage direkt am Weltfrauentag gab. Und auch verschiedene Lesungen wurden im Aktionszeitraum organisiert - zuletzt nun in Kooperation der drei Gleichstellungsstellen von Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie dem Landkreis Miltenberg diejenige Lesung mit Autorin Alexandra Zykunov, die mit rund 130 Plätzen komplett ausgebucht war. Mit wütend-witzigem Ton sprach die Spiegel-Bestseller-Autorin darüber, in welchen Lebensbereichen Frauen auch heute noch benachteiligt werden und präsentierte teilweise unbekannte, absurde, aber dennoch reale Zahlen, Studien und Beispiele; darunter beispielsweise, dass Algorithmen Frauen automatisch kleinere Kredite gewähren. Außerdem ging es um den „Gender Stadtplanungs-Gap“. Demnach erkenne man inklusive Stadtplanung daran, ob sie berücksichtigt, dass Menschen mit kleinen Kindern und in ihrer Mobilität beeinträchtigte Menschen, längere Grünphasen an Fußgängerampeln benötigen. Weiterhin nannte sie den Gender Health Gap, der unter anderem bedeutet, dass frauenspezifische Aspekte im Gesundheitsbereich wenig erforscht sind.
Begleitet wurde der Aktionszeitraum auch durch eine Social-Media-Kampagne und ein Gleichstellungsquiz, mit der die Gleichstellungsstelle auf dem Instagram-Auftritt des Landratsamtes über Themen und Termine aufklärte. Dazu gehörte unter anderem der Equal Care Day, der dahingehend mahnt, dass Frauen für Care-Arbeit wie Kindererziehung, Hausarbeit oder auch Pflege von Angehörigen täglich 44,3 Prozent mehr unbezahlte Zeit investieren als Männer. Auch zum Equal Pay Day wurde aufgeklärt, dass Frauen in Deutschland noch immer durchschnittlich 16 Prozent weniger verdienen als Männer - und sogar bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation noch sechs Prozent weniger als Männer.
Die Idee hinter dem weitreichenden Aktionszeitraum ist, dass nicht alle Veranstaltungen zeitgleich am 8. März - dem Weltfrauentag - stattfinden, sondern die Möglichkeit geboten wird, verschiedene Aktionen und Veranstaltungen zu besuchen. Der Weltfrauentag selbst hat seine Wurzeln in der Arbeiterinnenbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Seither konnten verschiedene Meilensteine erreicht und gefeiert werden - etwa das Wahlrecht, die Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz, die finanzielle und später auch die berufliche Selbstbestimmung sowie die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe.
Zudem hat der Weltfrauentag auch heute noch seine Notwendigkeit als Protestaktion. Denn neben der ungleichen Einkommensverteilung, der deutlich schlechteren Altersversorgung sowie der Unterrepräsentation in Führungspositionen und in der Politik sind auch die Opfer häuslicher Gewalt heute noch zu 80 Prozent Frauen. Darüber hinaus stirbt in Deutschland statistisch beinahe jeden zweiten Tag eine Frau durch einen Femizid durch ihren Partner oder Ex-Partner.
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage des Landkreises unter dem Kurz-Link www.gleichstellungsstelle-ab.de.