Pressemitteilungen/News

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Treffen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zum Thema „Biosphäre“
26.04.2023

Rund 60 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister kamen vergangenen Freitag im Hotel „Spechtshaardt“ in Rothenbuch zusammen, um Neues zum Stand und zur Rolle der Kommunen in der Machbarkeitsstudie „Biosphärenreservat Spessart“ zu erfahren sowie allgemeine Informationen zum Thema zu erhalten. Eingeladen hatten die Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart sowie die Stadt Aschaffenburg, die gemeinsam die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben haben.

Die anwesenden Landräte Alexander Legler (Aschaffenburg), Jens Marco Scherf (Miltenberg) und Sabine Sitter (Main-Spessart) betonten, den Dialog mit den Kommunen ergebnisoffen anzugehen. Sie äußerten die Hoffnung, dass auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister das Thema offen angehen und ihre Ratsgremien wie auch die Bürgerinnen und Bürger über die Idee und Chancen eines Biosphärenreservats informieren.

Thomas Habermann, Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld und Mitglied des deutschen Nationalkomitees für das UNESCO-Programm "Der Mensch und die Biosphäre" („Man and Biosphere“, MAB), sowie Dr. Peter Loreth, Leiter der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Berchtesgadener Land, berichteten von den überwiegend positiven Erfahrungen mit der Zertifizierung durch die Unesco in ihren Regionen.

Landrat Habermann stellte klar: „Biosphärenreservat“ ist ein von der UNESCO verliehenes Prädikat; es handelt sich dabei nicht um eine Schutzgebietskategorie. Im Mittelpunkt eines Biosphärenreservats steht die Nutzung der Natur durch den Menschen, das findet im Leitgedanken „Mensch und Biosphäre“ Ausdruck. In 97 Prozent der Fläche einer Biosphärenregion werde es deshalb keine über einen bereits bestehenden Schutzstatus (beispielsweise Landschaftsschutzgebiet, FFH-Gebiet usw.) hinausgehenden Beschränkungen geben, weder für die Entwicklung von Kommunen, noch für Land- und Forstwirtschaft oder die Bevölkerung. Nur in der sogenannten Kernzone (drei Prozent des Gesamtgebiets) soll sich die Natur weitgehend ohne Einfluss des Menschen entwickeln. Deshalb kommen für die Kernzone insbesondere Naturschutzgebiete infrage, in denen diese Auflagen bereits gelten. Dies diene unter anderem der Forschung.

Dr. Peter Loreth betonte, dass ein Biosphärenreservat einer Region nicht übergestülpt werde. Vielmehr sei es ein Partner, der die Kommunen beim Thema nachhaltige Entwicklung unterstütze. Eine Region profitiere von der Auszeichnung als Biosphärenreservat in vielerlei Hinsicht:

- Biodiversität

- Imagegewinn

- Steigerung Lebensqualität

- Standortvorteil für Projekte und Fördermittel

- moderne, zukunftsorientierte Arbeitsplätze, innovatives Milieu

- Schaffung von Identifikation

Sowohl Dr. Loreth als auch Landrat Habermann betonten, dass den Kommunen in der Biosphärenregion eine Schlüsselrolle zukommt. „Es liegt in der Hand der Kommunen, daraus eine Erfolgsgeschichte zu machen“, so Habermann. „Ihr Engagement ist gefragt.“ Dabei sollten nicht finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen, sondern die Idee, die Region nachhaltig zu entwickeln.

Dr. Thomas Keller, Sachgebietsleiter Naturschutz an der Regierung von Unterfranken, wies darauf hin, dass Kommunen die Möglichkeit haben, gegen Entschädigung und auf freiwilliger Basis Kommunalwald zur Kernzone beizusteuern. Er erklärte außerdem, dass die Ausgestaltung von Biosphärenreservaten sich von Bundesland zu Bundesland unterscheide, deshalb seien die Rhön oder das Berchtesgadener Land geeignete Bezugspunkte.

Habermann ging auch auf das Thema der Holzrechte im Spessart ein: „Es soll niemandem etwas weggenommen werden. Es muss miteinander geredet werden; es müssen Lösungen gefunden werden, die zu keiner Schlechterstellung führen.“

Einige der anwesenden Bürgermeister fragten nach, ob ein Ausstieg einer Kommune aus einem Biosphärenreservat möglich sei. Habermann erklärte, dass die Zertifizierung jeweils für eine Dauer von zehn Jahren gelte. Dann gebe es eine Evaluierung zwischen der Region und dem MAB-Komitee. Ein Ausstieg sei möglich. Lisa Wolf vom mit der Machbarkeitsstudie beauftragten Büro E.C.O. sagte, es sei ihrer Kenntnis nach noch nie vorgekommen, dass eine Kommune tatsächlich aus einem bestehenden Biosphärenreservat ausgestiegen sei. Wesentlich häufiger komme es vor, dass Gemeinden noch beitreten wollten.

Gemeinsam mit Florian Lintzmeyer vom Institut ifuplan gab Wolf Einblick in den Stand der Machbarkeitsstudie. Ziel der Studie ist die Bewertung der Chancen des Spessarts auf erfolgreiche Antragstellung bei UNESCO. 36 von 40 Kriterien, so Wolf und Lintzmeyer, sind für den Untersuchungsraum „sehr leicht oder leicht erfüllbar“.

Noch zu klären sei aber die Ausweisung der Kernzonenflächen. Bezogen auf den Bereich der Machbarkeitsstudie – den rund 150.000 Hektar großen Naturpark Spessart – müssten rund 5000 Hektar als Kernzone ausgewiesen werden. Bisher sind rund 2000 Hektar des Staatswalds im Spessart als Naturschutzgebiet ausgewiesen und deshalb als Kernzonenfläche geeignet. Die Veranstaltung in Rothenbuch sei als Auftakt für den Dialog mit den Kommunen zu verstehen.

Auch die Frage, welches Alleinstellungsmerkmal den Spessart für die Ausweisung als Biosphärenregion qualifiziere, müsse angesichts anderer bereits als Biosphäre ausgewiesener Waldregionen noch beantwortet werden.

Wolf betonte, eine Antragstellung bei der UNESCO sei erst dann sinnvoll, wenn diese Fragen beantwortet sind. Dieser Prozess werde über die Dauer der bis Ende 2023 angesetzten Machbarkeitsstudie hinausgehen und könne mehrere Jahre dauern. Grundsätzlich entscheidet jede Kommune eigenständig per Ratsbeschluss, ob sie sich einem Biosphärenreservatsantrag anschließt. Diese Entscheidung muss erst dann gefällt werden, wenn alle Rahmenbedingungen klar und offene Fragen -besonders zur Zonierung - geklärt sind.


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